Andacht zu Karfreitag

Nicht nur weil das Jahr 2021 als „Super-Wahljahr“ gilt, stehen wir in den kommenden Wochen und Monaten vor zahlreichen, oft richtungsweisenden Entscheidungen. Dabei bleibt die Frage, wie es mit „Corona“ weitergeht, sicher eine der zentralen Herausforderungen – selbst wenn einmal viele von uns geimpft sind: Wie bringen wir persönliche Bedürfnisse und allgemeine Notwendigkeiten zusammen? Was wiegt schwerer: Der Wunsch nach Freiheit, Selbstverwirklichung und Lustgewinn – oder der bleibende Aufruf zu Vorsicht, Zurückhaltung und gegenseitiger Achtsamkeit?

Aber auch sonst müssen wir vielfach abwägen und urteilen: Rund 20000 Entscheidungen treffen wir täglich, sagt der Münchner Hirnforscher Ernst Pöppel, viele davon unbewusst.  Dabei heißt es oft, dass der „Homo sapiens“ im Lauf der Menschheitsgeschichte mehr und mehr an Entscheidungslust eingebüßt habe – vielleicht, weil die meisten unserer Entscheidungen heute nicht mehr so entscheidend sind wie in vergangenen Zeiten – als oft Leben und Überleben von spontanen Entschlüssen und Kommandos abhingen.
Aber wenn sich die Tragweite im Großen und Ganzen auch verringert haben mag – ist die Zahl der zu fällenden Urteile in dieser komplexen Welt dafür nicht umso mehr geworden? Viele Menschen empfinden es heute als Stress und Belastung, immer wieder Position beziehen zu müssen. Kann man Entscheidungskompetenz also lernen? Oder ist es nicht viel leichter, anderen (nicht nur in der Politik) die Entscheidungen zu überlassen und dann anschließend zu schimpfen und zu klagen, wenn sich die eingeschlagenen Wege einmal als weniger optimal herausgestellt haben? Ist das vielleicht auch ein Grund für das neue Erstarken vieler rechter Tendenzen?

„Wie würden Sie entscheiden!?“ – diese bleibende und immer wieder herausfordernde Frage soll uns durch die Fastenzeit 2021 begleiten. Dabei wollen wir auch nach Entscheidungshilfen in der Bibel und in der Kirchengeschichte suchen, um an entscheidenden Wegkreuzungen unseres Lebens auf entsprechendes Handwerkszeug und das Wissen, ja das „Know-how“ anderer Sinnsucher und Weltgestalter zurückgreifen zu können. Der gleichnamige Fastenkalender, zahlreiche Wegweiser in unseren Kirchen, die an den einzelnen Fastensonntagen mit Worten und Leben gefüllt werden, sowie verschiedene Aktionen und Angebote wollen Mut machen, eine Entscheidungsfindung weniger als notwendiges, aber lästiges Übel, sondern als Gestaltungsmöglichkeit zu verstehen – und zu nutzen. Bibelstechen, Loswerfen oder Labyrinth – mit kreativen Ideen laden wir Sie ein, den diesjährigen Weg auf Ostern zu mitzugehen und dabei Ihre ganz eigenen Weichen zu stellen!

Ihr und euer Jan Magunski

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